Der Kjerag ist in den letzten Jahren
ein beliebtes Wanderziel geworden. Einige Leute wandern dorthin weil „Die
Kanzel“ (Preikestolen) zu überlaufen wurde,
andere um auf den Kjeragbolten zu steigen und wieder andere um als „Base
Jumpers“ mit dem Gleitschirm vom mächtigen Felsen zu springen (hier
ist ein Video von Juli 2005, ca. 2 MB). Hier ist mein Bericht über die
Wanderung auf den Kjerag am 1. Juni 2003:
Wie
kommt Ihr nach Kjerag? Die Anfahrt ist ziemlich weit. Am besten macht Ihr
Euch früh auf. Von Stavanger aus fährt Ihr die E39 in südlicher Richtung bis
Ålgård. Kurz nach Ålgård nach links auf die 45 abbiegen und durch Oltedal,
Dirdal und Byrkjedal Richtung Sirdalen fahren.
Bei Øvstabø befindet sich eine automatische Mautstelle ohne
Zahlungsmöglichkeit. Halter von Autos mit ausländischen Schildern bekommen
immer noch keine Rechnung nach Hause (Oktober 2008). Bei Sinnes nochmals
links abbiegen, durch Fidjeland fahren und dann abermals links Richtung
Lysebotn. Die Fahrt ist wegen der
eindrucksvollen Landschaft schön. Die Straße von der 45 bis Lysebotn macht
auch „Spaß“. Diese schmale Straße wurde im Rahmen des Kraftwerkausbaus hier
gebaut (Die Wasserkraftwerke sind kaum wahrnehmbar) und erreicht ihren
höchsten Punkt bei 932 Höhenmetern. In dieser Höhe gibt es im Winter
reichlich Schnee. Die Straße wird normalerweise im Mai geöffnet und im
Oktober für den Winter geschlossen. In Juni kann noch Schnee am Wegesrand
liegen. Die Strecke von Stavanger ist etwa 130 km. Nimmt 1¾ bis 2 Stunden
für die Fahrt mit.
Die Alternative zum Selbst fahren ist die Fähre von
Stavanger nach Lysebotn. Von Mitte Juni bis Mitte August fährt sie täglich
um 10:00 (am besten die Abfahrtzeiten im Fährterminal in Stavanger prüfen)
Ihr könnt auch kombinieren. Juli 2005 fuhren wir mit dem Auto nach Kjerag
und ca. 15:30 mit der Fähre zurück. Die Fähren nach Lysebotn sind klein,
eine Reservation für das Auto empfiehlt sich. ;-)
Ich
war schon einige Male auf dem Kjerag. Diesmal war mein Bruder Jone dabei.
Sonntag früh um 6:30 ging es in Stavanger los, und nach 1¾ Stunden kamen wir
am Parkplatz Øygardsstøl, etwa 600 m über dem Lysefjord an. Øygardsstøl wird
auch “Adlerhorst” genannt, weil er direkt über dem Lysefjord zu hängen
scheint. Hier kann man Essen und Trinken kaufen. Ich empfehle allerdings mit
dem Kauf bis zur Rückkehr vom Kjerag zu warten. Übrigens, der Parkschein
kostet NOK 60 (und kann mit Kreditkarte bezahlt werden).
Wir
schnürten die Wanderschuhe, packten unsere Rucksäcke und legten los. Es gibt
ein Informationsschild am Parkplatz mit ausführlichen Informationen und
einem Streckenprofil. Ich finde die erste Steigung am schwersten. Es sind
200 steile Höhenmeter vom Parkplatz bis zur ersten Anhöhe. Am besten bei
trockenem Wetter wandern denn im Regen werden die Steine glatt. Alles in
allem sind es 6 km zum Kjeragbolten (Kjeragbolzen) und eine Gesamtsteigung
von 500 Höhenmetern. Wenn Ihr nach Preikestolen
wandert, get es stetig aufwärts bis oben hin. Am Kjerag geht es rauf und
runter bis Ihr auf dem Plateau seid (wie das Profil zeigt).
Es
ist nicht schwer den Weg zu finden. Am Anfang geht es auf Granit daher und
der Pfad ist mit roten „T“s (Turistforeningen) markiert.
An
den steilsten Stellen sind Ketten angebracht, daran könnt Ihr Euch
hochziehen. Weiter oben ist ein Steg gebaut, damit alle den gleichen Weg
gehen und nicht ausschwärmen und die Vegetation platt treten. Auf dem Hinweg
liefen Jone und ich praktisch alleine, weil wir so zeitig losgelegt hatten,
und weil es noch früh im Saison war. So früh im Jahr kann man auf dem
Plateau Schnee erwarten. Er war fest und gut begehbar.
Nach
2 Stunden Wanderung waren wir da. Als ich bis zur Kante ging, wurde es mir
wieder bewußt welch’ eindrucksvoller Ort der Kjerag ist. Wenn Ihr da seid,
und am Abgrund steht (wenn Ihr es wagt) könnt ihr 1000 Meter gerade runter
zum Lysefjord schauen. Ich
weiß nicht ob ich das überhaupt beschreiben kann, und meine Bilder werden m.
E. der großartigen Landschaft nicht gerecht. Ihr müßt halt hin und selbst
schauen. Wie schon erwähnt ist der Ort bei „Base Jumpern“ beliebt geworden (Hier
ist ein 2 MB Video Clip). An den richtigen Tagen werdet Ihr viele sehen
(2008 wurden 3000 Sprünge erwartet). Wenn sie in den Abgrund springen, kann
es einem schaudern. In den letzten Jahren gab es einige Unfälle hier, aber
es ist immer noch erlaubt, hier von dem Berg zu springen.
Nachdem
wir die Aussicht vom Kjerag genossen hatten, liefen wir einige hundert Meter
zum Kjeragbolten weiter. Ich empfinde ihn als ein Naturwunder.
Auf
jeden Fall ist er eins der erstaunlichsten Naturmotive die ich je gesehen
habe. Der Bolzen ist ein großer Stein, der in eine Felsspalte gefallen ist
und sich dort verkeilt hat. Der Bolzen ist
begehbar, und man läßt sich gern darauf verewigen. Dort angekommen
begegneten uns zwei deutsche Mädchen, die uns auf dem Bolzen fotografierten.
Ja, dieser Stein hängt 1000 Meter über dem Fjord. Kein Wunder wenn die Knie
beim betreten weich werden. Nach der zweistündigen Wanderung tat es gut,
sich hinzusetzen und sich mit ein paar Scheiben Brot mit dem traditionellen
braunen Ziegenkäse zu stärken. Am besten ist es noch mit Honig drauf – glaub
mir’s! ;-). In der ganzen Zeit die wir am Kjerag verbrachten, waren nur noch
2 andere dort. Bei anderer Gelegenheit habe ich fast anstehen müssen um auf
den Bolzen zu klettern.
Nach
der Pause war es Zeit zurückzugehen. Der Tag wurde wärmer und wir konnten
die Kleidung lockern. Auch der Rückweg ist anstrengend. Klar, es geht
meistens runter, aber einige Steigungen sind doch da, und der Abstieg
fordert Muskeln, die Ihr sonst nie braucht. Zurück am Parkplatz schauten wir
auf die Uhr: Fünf Stunden für die ganze Wanderung.
Die zwei Stunden Rückfahrt nach Stavanger ist immer ein Bißchen langweilig.
Dann ist es gut bei
Byrkjedalstunet zum norwegischen Essen einkehren zu können ;-)
Zusammenfassung:
Es ist eine schöne kleine Wanderung, wenn Ihr aus Stavanger für einen Tag
herauswollt. Die Aussicht auf Lysefjorden ist an klaren Sommertagen
phantastisch. Auf Kjeragbolten zu steigen, sorgt schon für die Spannung.
Vergißt nicht, gute Wanderschuhe anzuziehen. Packt extra Kleidung in den
Rucksack, etwas Wasser und eine Brotzeit. Das Wetter kann hier blitzartig
umschlagen, und auch wenn es am Parkplatz warm ist, kann es auf dem Plateau
in 1000 Meter Höhe empfindlich kalt sein. Die letzten paar Male dort ist mir
zunehmend Verpackungsmüll entlang des Weges aufgefallen. Bitte nimmt Euer
Wertstoff mit zurück. Wenn Ihr Fragen habt, stellt sie. Ihr bekommt ehrliche
Antworten.
Braucht Ihr einen Routenplan? Versucht mal diese
KMZ-Datei herunterzuladen. Zusammen mit
Google Earth
wird der Weg angezeigt. Ohne Gewähr für Änderungen in Fahrplänen,
Verkehrsführung, Preise etc. |